Neue Winterlinden für den Unteren Lindenplatz
„Sie komme 300 Jahre, stehe 300 Jahre und vergehe 300 Jahre“, behauptet der Volksmund über die Linde. Das Alter der Linden am Unteren Lindenplatz dürfte wohl auf rund 180 Jahre geschätzt werden, nachdem sie Namensgeber für den Oberen und den Unteren Lindenplatz waren, die im Jahr 1840 im Rahmen des Neubaus der Saline errichtet wurden, welche 1834 dem großen Stadtbrand zum Opfer fiel. Im Falle eines erneuten Brandes sollten die beiden Plätze das Übergreifen auf andere Gebäude durch großzügige Sicherheitsabstände verhindern oder zumindest erschweren.
Der Untere Lindenplatz wurde seinerzeit umrahmt von 16 Winterlinden in der Urform der sogenannten Tilia cordata, die eine Wuchshöhe von über 30 Meter erreichen und bis zu 1000 Jahre alt werden. Drei der 16 Winterlinden haben dieses Alter leider nicht erreicht und mussten vergangene Woche wie berichtet aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden. Bei einer der Linden war die Standsicherheit aufgrund von Wurzelstockfäule gefährdet, bei den anderen beiden deren Bruchsicherheit aufgrund von Fäule im Wurzelbereich. Allerdings bestand von Anfang an das Ansinnen nach einer raschen Ersatzpflanzung an diesem für das Stadtbild wichtigen Platz. Diesem Wunsch sind die Reichenhaller Stadtgärtner nachgekommen und so pflanzten sie bereits in dieser Woche zusammen mit Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung und dem Umweltreferenten im Stadtrat Michael Nürbauer drei neue Winterlinden der Sorte Tilia cordata 'Rancho', die gewöhnlich eine Höhe von ca. 15 - 18 Meter aufweist und ca. 8 Meter breit wird.
„Wir haben bewusst eine Sorte gewählt, die nicht so hoch wird, denn wenn die Bäume zu eng stehen und zu groß werden, ist die Beschattung zu stark und sie müssen oft geschnitten werden, wodurch die Gefahr von Pilzbefall wächst“, berichtete Stadtgartenmeister Martin Haberlander. „Außerdem haben wir die Bäume leicht nach Innen gerückt, weiter weg von der Straße, damit sind sie zwar nicht mehr exakt in einer Reihe, werden aber weniger in Mitleidenschaft gezogen, falls beispielsweise zukünftig Tiefbaumaßnahmen anfallen sollten“, erklärte er weiter. Die neuen Winterlinden sind ca. 20 Jahre alt, haben eine Höhe von 5,5 - 6 Meter, einen Stammumfang von ca. 25 cm und erreichen eine Kronenbreite von bis zu 2 Meter. Sie werden mit einem strukturstabilen Baumsubstrat gepflanzt, worauf die Stadtgärtner großen Wert legen.
Umweltreferent Nürbauer begrüßte das schnelle Handeln des Reichenhaller Stadtgärtner. „Ein großes Lob für Ihre vorbildliche Arbeit. Ich werte dies auch als Zeichen für die Bürgerinnen und Bürger, dass wir den Baumbestand in Bad Reichenhall sehr ernst nehmen“, so der Umweltreferent. Auch Oberbürgermeister Dr. Lung bedankte sich bei Stadtgartenmeister Haberlander und dem Team der Reichenhaller Stadtgärtner, dass die Ersatzpflanzung so zügig vonstattenging.
Möglichst zeitnah, noch in der ersten Jahreshälfte 2022, soll auch die Ersatzpflanzung für die Eschen am Naturkindergarten Marzoll vorgenommen werden, die vergangene Woche entfernt werden mussten. Der waldartige Baumbestand rund um den Naturkindergarten fiel dem Eschentriebsterben zum Opfer und war zudem stark von Sturmschäden betroffen. „Wir sorgen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht natürlich immer für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Im Bereich des Naturkindergartens hatte ein zügiges Handeln besondere Priorität, da die Kinder beinahe täglich in dem Waldstück spielen“, so Haberlander. Die Entnahme gestaltete sich schwierig, es galt, Schäden an den bestehenden Gehölzbeständen möglichst zu vermeiden.
„Von den Mitarbeitern des Naturkindergartens möchte ich ein großes Lob weitergeben, dem ich mich gerne anschließe. Trotz des schwierigen Eingriffs wurden die Bäume nahezu perfekt und so verträglich und schonend wie möglich entnommen“, würdigte der Oberbürgermeister das Augenmaß und Geschick der Stadtgärtner. „Wir haben den Baumbestand im Reichenhaller Stadtgebiet gut im Griff, das ist ganz maßgeblich auf ihre sachkundige Arbeit zurückzuführen“, waren sich Oberbürgermeister Dr. Lung und Umweltreferent Nürbauer einig. „Die Bürgerinnen und Bürger haben Vertrauen in Ihre Kompetenz und schätzen es sehr, dass Sie immer ausführlich über alle Maßnahmen und deren Gründe informieren.“
Pünktlich zum 1. März, dem Beginn der Vogelschutzzeit, konnten die Stadtgärtner alle notwenigen Fällungen abschließen. „Mit der Lindenpflanzung am heutigen Tag fällt nur der Startschuss für die Pflanzsaison, ihr werden in den nächsten Wochen und Monaten rund 50 weitere Bäume folgen. Die entfernten Eschen am Naturkindergarten werden durch heimische Bäume wie Stileichen, Feldahorn, Hopfenbuchen und Lärchen ersetzt und zusätzlich mit Vogelmehrgehölzen und Sträuchern angereichert, um möglichst viele Vögel und Insekten anzuziehen“, gab Haberlander abschließend einen Ausblick auf die anstehenden Maßnahmen.
Die weitere Entwicklung, detaillierte Informationen über Art und Umfang der Baumarbeiten und Baumpflegemaßnahmen, die genauen Lagepläne, die einzelnen Ursachen der Schädigungen sowie die abgeschlossenen Ersatz- bzw. Neupflanzungen können laufend aktualisiert dem „Baumprogramm 2022“ unter dem Link Stadtgrün entnommen werden.

„Möge sie wachsen und gedeihen“, wünschte Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung (l.) der Winterlinde, die er gemeinsam mit Umweltreferent Michael Nürbauer (r.), Stadtgartenmeister Martin Haberlander (Mitte), dessen Vertreter Marcus Reinhold (2.v.l.) und Mitarbeiter Maximilian Holzner pflanzte.