Ehrung findet den Weg zurück
„Ehre, wem Ehre gebührt“ heißt ein deutsches Sprichwort. Und in diesem Sinne sind auch Ehrungen der Stadt Bad Reichenhall gemeint: Die jeweilige Auszeichnung gebührt allein demjenigen, dem sie verliehen worden ist. Nach dem Ableben der Person werden die Ehrenzeichen teils von den Angehörigen zurückgegeben, zum weit größeren Teil verbleiben sie allerdings im Nachlass und damit bei den Angehörigen.
Nach der Ehrenordnung der Stadt Bad Reichenhall können auf Beschluss des Stadtrates das Ehrenbürgerrecht, der goldene Ehrenring, die Bürgermedaille, die Ehrenadel in Gold oder Silber sowie Sportmedaillen vergeben werden. Zusätzlich kann der Oberbürgermeister verdiente Bürger mit dem Ehrensiegel in Gold, Silber oder Bronze auszeichnen.
Zurückgegeben wurde kürzlich eine Auszeichnung, die der verstorbene Träger zunächst seinen Erben hinterlassen hatte und die dann den Weg zu einer mit der Familie gut bekannten Reichenhaller Bürgerin gefunden hatte. Jutta Abel entschloss sich, das Ehrensiegel der Stadt Bad Reichenhall ebender Institution zurückzugeben, die die Auszeichnung verliehen hatte, und bat Stadtrat Willy Weber um Herstellung des Kontakts. Ihr war es ein besonderes Anliegen, dabei auch an den Träger der Auszeichnung zu erinnern, den sie persönlich gut gekannt hatte: Dabei handelte es sich um Otto Hörauf, der die örtliche Direktion der AOK geleitet hatte. Im Gespräch mit Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung und Stadtrat Willy Weber würdigte sie Hörauf als umtriebigen und geselligen Zeitgenossen, dem wegen seiner Verdienste zum Ausscheiden aus dem aktiven Dienst bei der AOK das Ehrensiegel der Stadt verliehen worden war.
Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung nahm das Stadtsiegel wieder in seine Obhut und dankte Frau Jutta Abel für ihre Umsicht. Lung unterstrich, dass Ehrungen eine persönliche Ehre sein sollten, die nicht dadurch entwertet werden sollte, dass Abzeichen zu einem späteren Zeitpunkt im Internet zum Kauf angeboten werden. Insofern nehme die Stadt Ehrenzeichen auch wieder zurück, wenn die Träger verstorben seien und unter den Angehörigen niemand mehr einen persönlichen Bezug zu der Ehrung oder individuelle Erinnerungen an den Geehrten habe. Oberbürgermeister Lung und Stadtrat Weber freute es, dass durch die Rückgabe gleichsam eine zweite Ehrung stattgefunden hatte, die den Ausgezeichneten in den Mittelpunkt rückte.
Das von Jutta Abel zurückgegebene Wappen indes ist in einem bemerkenswert guten Zustand: Aus massivem Metall gearbeitet wies das Wappen weder Kratzer noch sonstige Korrosions- oder Gebrauchsspuren auf. Im Gegenteil war dem Ehrensiegel eine Expertise beigefügt, wie es noch heute bei der Ausgabe gemacht wird. Dort wird unter anderem erklärt, dass das gezeigte Stadtwappen von 1323 stammt: Es zeigt im berankten Siegelfeld ein geteiltes Wappen mit den bayerischen Rauten und einem springenden Panther. Die umlaufende lateinische Inschrift lautet „sigillum civitatis in Reichenhalle“ – Siegel der Bürgerschaft in Reichenhall.

Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung (r.) nimmt von Jutta Abel die Auszeichnung in Empfang, die einst Otto Hörauf für seine Verdienste verliehen wurde.