Auf den Spuren der eigenen Vergangenheit
Ehemalige „Displaced Persons“ zu Besuch in Bad Reichenhall
Auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit begab sich eine Gruppe von 20 Menschen aus den USA, aus Kanada und Israel, die sie unter anderem auch nach Bad Reichenhall führte. Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung und Stadtarchivar Dr. Johannes Lang empfingen die Gäste gemeinsam mit Oberstleutnant Thomas Nockelmann in der Hochstaufen-Kaserne. Einige der Nachkommen der als „Displaced Persons“ bezeichneten Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände der Gebirgsjägerkaserne gestrandet waren, sind selbst hier zur Welt gekommen.
Die Teilnehmer hatten sich über eine Facebook-Gruppe kennengelernt, die der Journalist Bernard Dichek aus Haifa ins Leben gerufen hatte. Ihm ist es ein Anliegen, zum einen seiner eigenen Familiengeschichte nachzuspüren und zum anderen das Wissen um diese Episode der Geschichte, die weitgehend in Vergessenheit geraten war, wieder ins Gedächtnis zu rufen und zu verbreiten.
Untergebracht war die Reisegruppe in der Gemeinde Feldafing am Starnberger See, wo es ebenfalls ein Lager zur Unterbringung so genannter DP‘s gab. Oberbürgermeister Dr. Lung begrüßte die Gäste nach deren Ankunft in Bad Reichenhall und wünschte ihnen einen interessanten, aufschlussreichen und informativen Aufenthalt. Hierzu trugen Oberstleutnant Nockelmann und Stadtarchivar Dr. Lang bei, welche die Besucher über das Gelände führten, deren Fragen eingehend beantworteten und die historischen Hintergründe erläuterten.
Im Jahr 1946 richtete die mit der Alliierten Militärregierung zusammenarbeitende „United Nations Relief and Rehabilitation Administration“ (UNRRA) auf dem Bad Reichenhaller Kasernengelände ein Lager für DP‘s ein. Dabei handelte es sich überwiegend um Menschen aus Osteuropa, vor allem Polen jüdischen Glaubens, die von den Nationalsozialisten interniert oder als Zwangsarbeiter verschleppt worden waren. Die Aufgabe der UNRRA war es zunächst gewesen, diese Menschen wieder in ihre alte Heimat zurückzuführen. In den Jahren von 1946 bis 1951 waren hier zweitweise bis zu 6000 DP‘s untergebracht.
Das Lager bildete eine vollkommen autarke Einrichtung, es besaß eigene Schulen, eine Krankenstation und eine Lagerpolizei. Unter dem Namen „Der Morgen“ wurde sogar eine eigene Zeitung herausgegeben. Da sich die Rückkehr der Displaced Persons in die nunmehr sowjetisch besetzten Ostgebiete als problematisch erwies, wurde die UNRRA Ende 1946 durch die „International Refugee Organization“ (IRO) abgelöst, eine Behörde der Vereinten Nationen, die nun das Ziel verfolgte, die DP‘s in anderen Staaten – insbesondere den USA, in Kanada, Australien und dem kurz zuvor gegründeten Israel – neu anzusiedeln. Ende Juli 1951 wurde das DP-Lager aufgelöst, nachdem dessen Bewohner zwischenzeitlich in ihre neue Heimat eingewandert waren.
Nach dem Streifzug durch das Kasernenareal, das für viele der Teilnehmer und deren Angehörige eine Heimat auf Zeit bedeutet hatte, lud Oberstleutnant Nockelmann die Gäste zu einem Umtrunk ein, bevor sie ihre Reise für einen Besuch des Kehlsteinhauses nach Berchtesgaden fortsetzten.

Am Fuße des Hochstaufens fanden von 1946 bis 1951 bis zu 6000 Displaced Persons ein Zuhause auf Zeit. Deren Nachkommen spürten nun ihrer Familiengeschichte nach. Oberstleutnant Thomas Nockelmann, Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung (v.l.) und Stadtarchivar Dr. Johannes Lang (3.v.r.) begrüßten die Gäste unter regem medialen Interesse in der Hochstaufen-Kaserne.