Stadt Bad Reichenhall bewirbt sich um Pilotprojekt für Öffnungen
Tübinger Modell könnte Vorbild für die Alpenstadt sein
Die Stadt Bad Reichenhall will sich an dem von der Bayerischen Staatsregierung ausgelobten Pilotprojekt für Öffnungen des öffentlichen Lebens bei entsprechender Teststrategie beteiligen. Hierzu hat Bad Reichenhalls Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung schnell reagiert und binnen kürzester Zeit ein breites Netz an Unterstützern organisiert: Am Dienstag hatte die Staatsregierung ein entsprechendes Programm angekündigt, schon am Mittwoch ging der Bewerbungsbrief vorab per E-Mail an die Bayerische Staatskanzlei. Die Initiative wird unterstützt von Landrat Bernhard Kern, der örtlichen Stimmkreisabgeordneten Michaela Kaniber, MdB Dr. Peter Ramsauer, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft BGLW, dem Reichenhaller Tourismus- und Stadtmarketing, der Kur-GmbH, dem Reichenhaller Unternehmerforum RUFO und einzelnen Unternehmern.
In den letzten Tagen war medial und in der Bevölkerung vielfach von dem erfolgreichen „Tübinger Modell“ die Rede. Eine ganz ähnliche Pilotreihe schwebte der Bayerischen Staatsregierung offenbar vor, als sie in ihrer Pressemitteilung am Dienstag unter Punkt 2.1.5 folgende Mitteilung machte: „Darüber hinaus können nach den Osterferien im Rahmen von Modellprojekten drei Städte mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 100 mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept für die Dauer von 14 Tagen einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens öffnen, um die Umsetzbarkeit von Öffnungsschritten unter Nutzung insbesondere eines konsequenten Testregimes zu untersuchen.“
Darin erkannte Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung eine Chance und wurde aktiv, wobei er auf ähnliche Überlegungen anderer Akteure stieß. Lung koordinierte am Mittwoch die Bemühungen und fasste sie in einem Bewerbungsbrief an die Bayerische Staatskanzlei zusammen. Darin führte er aus, warum er die Stadt Bad Reichenhall für eine kontrollierte Öffnungsstrategie als prädestiniert ansieht:
Als Große Kreisstadt des Berchtesgadener Landes liegt Bad Reichenhall in der besonders betroffenen Grenzregion in der unmittelbaren Nähe zu Salzburg. „Wir sind bereits seit Mitte Oktober und somit bedeutend länger als andere Regionen im Lockdown“, so Lung. Er verweist darauf, dass die Stadt Bad Reichenhall gerade wegen der Infektionslage die Verantwortung im Umgang mit Corona immer besonders ernst genommen hat, wie etwa auch die Teilnahme am landkreisweiten Abwasser-Monitoring zur Früherkennung hoher Viruslasten im Abwasser zeige.
Im Übrigen sei aufgrund der Teststrategie im Grenzraum davon auszugehen, dass die im Berchtesgadener Land erhobenen Corona-Inzidenzzahlen schon jetzt ein relativ geringes Dunkelfeld und ein großes Hellfeld aufweisen, die gemessenen Zahlen also besonders ehrlich sind. Mithin dürften Öffnungen gerade hier auch im Hinblick auf das Infektionsgeschehen gut vertretbar sein, zumal sich hier besonders gut untersuchen lassen dürfte, inwieweit Schnelltests eine sinnvolle Ergänzung zu PCR-Tests sein können. Die 7-Tage-Inzidenz für das Berchtesgadener Land lag am 23.03.2021 um 0.00 Uhr bei 136,9 und für das Gebiet der Stadt Bad Reichenhall bei 157,2.
Dr. Christoph Lung bedankt sich bei allen Unterstützern: Derer habe es so viele gegeben, dass noch gar nicht alle Anfragen und Angebote beantwortet werden konnten. „Mein besonderer Dank gilt Landrat Bernhard Kern, der zusammen mit der BGLW spontan effektive Unterstützung angekündigt hat, sowie unseren Abgeordneten in Land und Bund Michaela Kaniber und Dr. Peter Ramsauer. Vor Ort haben wir mit der Geschäftsführerin der Kur-GmbH Mag. Gabriella Squarra, Stadtmarketing-Chefin Dr. Brigitte Schlögl, dem RUFO und seinen Unternehmern einige Aktivposten, die bereit sind, sich konkret in die Umsetzung der Öffnungsstrategie einzubringen.“
Für eine Umsetzung ist man sich sicher, Öffnungen und Testungen gut bewältigen zu können: Die Stadt Bad Reichenhall hat als Gesundheitsstandort mit anerkannter Expertise insbesondere für Lungenerkrankungen eine lange Tradition und damit auch besondere Erfahrung im Umgang mit medizinischen Fragestellungen. Insofern könne man auch die Gewähr dafür übernehmen, im Falle einer Auswahl als Pilotregion verantwortungsbewusst und vorsichtig mit den entsprechenden Öffnungsschritten umzugehen.
In jedem Falle wäre eine Auswahl als Pilotprojektstadt ein wichtiges Signal für die Reichenhallerinnen und Reichenhaller sowie für die ganze Region: Nämlich, dass es auch in schwieriger Zeit Perspektiven für mehr Normalität gibt.
