Engerlinge setzen Madlbauerwiese zu
Stadtgärtnerei beginnt mit Bekämpfung
Nachdem der Biber nun schon seit einiger Zeit das Team der Reichenhaller Stadtgärtnerei in Atem hält, treiben nun auch noch die Larven des Junikäfers am Thumsee ihr Unwesen. Die Engerlinge breiten sich derzeit rasant auf der Madlbauerwiese und im Thumseebad aus und fressen diese kahl. „Wenn wir nichts unternehmen, ist die beliebte Liegewiese am Thumsee für Badegäste bald nicht mehr nutzbar", prognostiziert Stadtgartenmeister Martin Haberlander.
Und so wurden bereits nach dem ersten Bekanntwerden des Befalls sofortige Maßnahmen getroffen, um den Engerlingen den Kampf anzusagen. „Das Problem betrifft nicht nur uns, sondern auch andere Orte. Vor allem die Schweiz und Oberösterreich, hier besonders der Bezirk Rohrbach, das Sauwaldgebiet und alpine Rundlagen in Kirchdorf, sind betroffen", erklärt Haberlander. „Wir haben uns sofort mit den Verantwortlichen von anderen Befallsgebieten in Verbindung gesetzt und Erkundigungen nach der bestmöglichen und effektivsten Vorgehensweise eingeholt." Zudem wurden Haberlander zufolge sofortige Beratungen mit verschiedenen Ämtern und Behörden aufgenommen. Im städtischen Bau- und Umweltausschuss wurde die Vorgehensweise schließlich vorgestellt und abgestimmt.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit fand am Dienstag auch eine Informationsveranstaltung mit der Ortsgruppe Bad Reichenhall des BUND Naturschutz am Thumsee statt, um die detaillierten Maßnahmen vor Ort zu erläutern und deren Notwendigkeit aufzuzeigen. „Es handelt sich hier ausdrücklich um Schädlinge. Ein Käfer, der auf der ‚Roten Liste' steht, ist definitiv nicht dabei", betont Haberlander.
Nach derzeitigem Stand wird mit den Arbeiten witterungsabhängig am kommenden Freitag begonnen. Wichtig ist dabei ein trockenes und warmes Wetter mit einer möglichst intensiven und direkten Sonneneinstrahlung, die die Engerlinge an die Bodenoberfläche zieht. Denn grundsätzlich gilt: Je mehr Engerlinge zum Zeitpunkt der Bekämpfung in der oberen Bodenschicht vorhanden sind, desto höher die Erfolgsquote. Nematoden, also der Einsatz von Fadenwürmern, so erfuhren die Mitglieder des BUND Naturschutz, seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr zielführend. Die Bekämpfung erfolgt daher mechanisch. Mit einer Kreisel- oder Rotoregge wird den Schädlingen zu Leibe gerückt. Dieser Vorgang wird bei Bedarf wiederholt. Im Anschluss daran wird die Fläche gedüngt und neuer Rasen eingesät. „Ob dieser dann angeht, hängt wiederum von der Witterung ab. Sollte der Frost die Aussat vernichten, werden wir im Frühjahr nochmals nachsäen", so Haberlander.
Die sogenannten Junikäfer sind Verwandte der Maikäfer, jedoch mit etwa 14-18 mm um etwa ein Drittel kleiner als die Maikäfer. In den Sommermonaten von Juni bis August fliegt der Junikäfer in der warmen, abendlichen Dämmerung über Wiesenflächen und Gärten. Er startet allerdings nicht nach dem Kalender, um seinem Namen Ehre zu machen. Vielmehr begibt er sich in die Luft, wenn für ihn die Bedingungen stimmen. Nach der Paarung legt das Weibchen ihre Eier in den Rasen, aus denen Ende August die Larven schlüpfen, die sich von Gräsern und Wurzeln ernähren. Die Männchen sterben nach der Befruchtung, die Weibchen nach der Eiablage. Es kann bis zu drei Jahre dauern, ehe aus den Engerlingen Käfer werden - wenn die Standortbedingungen stimmen, kann es allerdings zu Massenvermehrungen kommen. Bei einer großen Anzahl der Larven können ganze Teile des Rasens verschwinden, welcher später dürr und bräunlich erscheint.
„Die Engerlinge, die wir zurzeit feststellen, werden sich im kommenden Winter in frostgeschützte Tiefen zurückziehen und im Folgejahr alle wieder heraufkommen, nur wesentlich größer. Die wirklichen Schäden werden großflächig erst im Sommer 2019 sichtbar sein", erklärt Haberlander.
Unter Beobachtung und regelmäßiger Kontrolle stehen derzeit auch weitere Flächen. So zeichnet sich im Karlspark ein Schädlingsbefall ab und auch am Rauchbichl in Karlstein wurden Engerlinge im Anfangsstadium entdeckt. Vorerst werden aber erst mal nur auf der Liegewiese und der Badewiese am Thumsee konkrete Maßnahmen getroffen und abgewartet, inwieweit diese greifen. Denn eine Prognose zur weiteren Entwicklung ist nur schwer abzugeben: „Der Erfolg unserer Maßnahmen ist in höchstem Maße abhängig von der Witterung. Leider ist es zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht einschätzbar, wann die Madlbauerwiese im nächsten Sommer tatsächlich wieder genutzt werden kann. Aber unser Team gibt selbstverständlich sein Bestes, um der Plage möglichst schnell Herr zu werden", so die abschließende Beurteilung des Stadtgartenmeisters.